Psychische Gesundheit
Sich gesund zu fühlen braucht körperliches und psychisches Wohlbefinden. Es gibt viele Tage, an denen wir uns nicht wohl fühlen. Dies bedeutet nicht sofort, dass wir krank sind.
Leicht verkühlt zur Arbeit zu gehen, Freunde zu treffen oder sogar etwas Sport zu machen, ist kein Problem. Wird die Verkühlung stärker, werden die Einschränkungen stärker, das Leben wird anstrengender. Kommt Fieber hinzu, ruft das Bett.
Genauso ist es bei psychischen Belastungen. Mit einer leichten Depression sind viele Lebensbereiche machbar. Wird die Depression stärker, werden die Einschränkungen stärker. Mit einer starken Depression ist an Arbeit, Sport oder Gesellschaft nicht mehr zu denken.
Betreffen psychische oder soziale Belastungen einen einzelnen Bereich des Lebens (z.B. die Arbeit) und andere Bereiche sind unbelastet (z.B. Familie, Beziehungen, Hobbies), dann ist diese Belastung leichter zu bewältigen, als wenn alle Lebensbereiche betroffen sind.
Kürzere Belastungen sind leichter zu bewältigen als länger dauernde!
Oft hat eine Belastung in einem Bereich, z.B. Überforderung in der Arbeit, Auswirkungen auf weitere Bereiche: die Überforderung am Arbeitsplatz führt zu starker Erschöpfung, es gibt dann keine Energie mehr für Sport oder für Freunde, vielleicht will man nur noch schlafen. Das Leben schränkt sich ein und die Gedanken kreisen beinahe nur noch den Problembereich.
Der Übergang von Belastung zu Krankheit ist fließend. Je früher ich mir Hilfe suche, umso besser ist es für den weiteren Verlauf!
"Jeder vierte Mensch wird zumindest einmal in seinem Leben psychisch krank oder durchlebt eine psychische Krise. (…) Psychische Störungen nehmen weltweit zu, vor allem affektive Störungen (Depression), Angst- und Alkoholerkrankungen." (Quelle: Kuratorium für Psychosoziale Dienste in Wien: "Erkrankungen" in: psd-wien.at, 2021, url: www.psd-wien.at, Abruf 19.4.2021)
Es ist wichtig, psychische Erkrankungen als Erkrankungen zu sehen, genauso wie körperliche Erkrankungen. Psychische Erkrankungen sind nicht leicht messbar, im Gegensatz zu Fieber.
Sehr oft haben Menschen mit einer psychischen Erkrankung das Gefühl, sie seien "schwach" oder "faul" oder verantwortlich für ihre Erkrankung. Das ist aber NICHT richtig!
Psychische Erkrankung vermindern sehr oft die Lebensenergie und den Tatendrang. Das ist ein Symptom der Erkrankung und kein persönlicher Fehler.
"Es ist nicht einfach zuzugeben, dass es einem nicht gut geht und man Hilfe braucht. (…) Die Scham davor, Hilfe in Anspruch zu nehmen führt häufig zu einem sehr späten Behandlungsbeginn. Und ein allzu später Behandlungsbeginn bringt bei jeder Erkrankung Nachteile mit sich." (Quelle: Kuratorium für Psychosoziale Dienste in Wien: "Warum reden wir darüber", in: #darüberredenwir, 2021, url: www.darueberredenwir.at, Abruf 19.4.201)